Song From The Forest
Polyphoner Gesang, raffinierte Jodellaute, endlos sich wiederholende,
an- und abschwellende Melodien – was der amerikanische
Musikwissenschaftler Louis Sarno 1985 zufällig hörte, ließ ihn nicht
mehr los. Nach einer gescheiterten Ehe nahm er sein Schicksal in die
Hand und landete im zentralafrikanischen Urwald bei einem Volk, das ihn
anfangs nicht gerade herzlich empfing. Aber die Bayaka werden seine
Familie und der Dschungel sein Zuhause. Über 1000 Stunden Bayaka-Musik
zeichnet Sarno im Lauf der Jahre auf. Sarno heiratet eine Bayaka-Frau
und wird Vater eines Jungen. Heute leiden die Jäger und Sammler unter
der fortschreitenden Rodung ihres Waldes, die ihre Lebensgrundlage
zerstört. Louis Sarno hat seinem Sohn Samedi zwar nie Englisch
beigebracht, aber er will ihm seine Heimat zumindest einmal zeigen. Er
und Samedi, der den Wald noch nie zuvor verlassen hat, brechen zu einer
Reise nach New York auf.
Michael Obert ist für seine Reportagen
aus den entlegensten Winkeln und den gebeutelten Krisenregionen der Welt
bekannt. Sein erster Film führte ihn weit weg von aktuellen
Schlagzeilen, auch weitab von den Trampelpfaden der Traveller. Mitten im
afrikanischen Urwald fand er eine ganz und gar ungewöhnliche
Geschichte, die vom einzigartigen Schicksal eines besonderen Menschen
erzählt, von der Liebe zur Musik und von einer Kultur, die viel weniger
entrückt ist von der unseren, als es zunächst den Anschein hat.
Gleichwohl negiert der Film nicht die extremen Unterschiede, die es
zwischen diesen beiden Welten gibt. In New York ist es am Ende Samedi,
der sich schneller in der modernen Großstadt zurechtfindet als sein
Vater.