Shirley - Visionen der Realität
Was für ein ungewöhnlicher, faszinierender Film: Der österreichische Künstler und Filmemacher Gustav Deutsch stellt 13 Gemälde Edward Hoppers, entstanden zwischen 1931 und 1965, filmisch nach (was man durchaus wörtlich verstehen darf) und formt daraus eine vielschichtige Reflexion über den amerikanischen Traum und die politischen und sozialen Entwicklungen dieser Zeit, in deren Mittelpunkt die fiktive Shirley steht. Zusätzlich stellt er Fragen nach Realismus und Wahrnehmung in der Kunst.
Shirley ist eine Frau im Amerika der 1930er bis frühen 1960er Jahre, die in ihrem beruflichen und gesellschaftspolitischen Engagement den Lauf der Geschichte mitbestimmen möchte. Eine Frau, die die Wirklichkeit der Depressionsjahre, des Weltkriegs, der McCarthy-Ära, der Rassenkonflikte und Bürgerrechtsbewegungen nie als Gegebenheit ansieht, sondern als gemacht und veränderbar. Eine Frau, die als Schauspielerin mit der Inszenierung von Realität, mit der Darstellung von Wirklichkeit vertraut ist, die aber nicht eine Einzelkarriere, sondern als Mitglied eines Kollektives gesellschaftliche Wirksamkeit des Theaters anstrebt. Eine Frau, die sich mit dem herrschenden Rollenbild einer Ehegattin nicht identifiziert und dennoch einen Lebenspartner haben möchte. Eine Frau, die sich im Moment der beruflichen Krise nicht arrangiert, keine Kompromisse eingeht und sich trotzdem nicht scheut Jobs anzunehmen, die ihr das Überleben sichern. Eine Frau, die sich im Moment der privaten Krise für den Partner entscheidet und ihre beruflichen Interessen zurückstellt.
Credits
2013 | Österreich
R+B: Gustav Deutsch | K: Jerzy Palacz | D: Stephanie Cumming (Shirley), Christoph Bach (Stephen), Florentin Groll (Mr Antrobus, Kinobesucher), Elfriede Irrall (Mrs Antrobus, Kinobesucherin, Erster Fahrgast), Tom Hanslmaier (Portier)
Trailer