Kaddisch für einen Freund

94 Minuten | FSK 12

In seinem Debütspielfilm hat sich Leo Khasin an ein heikles Thema gewagt und es mit Bravour umgesetzt. Mit einem ruhigen Erzählstil in atmosphärisch dichten Bildern nähert sich der Film dem Alltag heimatloser Palästinenser wie dem neu erwachten jüdischen Leben in Deutschland. Die jeweiligen ideologischen Scheuklappen zeigt der Film mit augenzwinkerndem Humor und entwaffnender Direktheit, beispielsweise anhand von Untertiteln bei originalsprachlichen Äußerungen.

Der 14-jährige Libanese Ali ist in einem palästinensischen Flüchtlingslager aufgewachsen. Stets wurde ihm eingebläut, dass die Juden für all das Unglück verantwortlich sind. Nun lebt die Familie in Deutschland und bezieht eine Wohnung in Berlin Kreuzberg. Sie sind nicht als Asylanten anerkannt, sondern nur geduldet. Im gleichen Haus wohnt der 84-jährige Alexander, ein Jude russischer Abstammung. Früher lebte er in Israel und hat seinen einzigen Sohn bei einem palästinensischen Vergeltungsanschlag verloren. Um in einer Clique arabischer Jungs akzeptiert zu werden, lässt sich Ali dazu überreden, in die Wohnung des „Feindes“ einzubrechen und sie zu verwüsten. Ali wird als einziger erwischt. Bei einer Anzeige droht der ganzen Familie die Abschiebung. Um dies zu verhindern, soll er daher die Wohnung des störrigen Alten renovieren. Trotz aller religiösen und ideologischen Gegensätze und des sozialen Drucks ihres auf Konfrontation eingestellten Umfelds nähern sich der Junge und der Alte an. Eine Freundschaft scheint denkbar ...

Credits

2011 | Deutschland

R+B: Leo Khasin | K: Mathias Schöningh | D: Ryszard Ronczewski

(Alexander), Neil Belakhdar (Ali), Neil Malik Abdullah (Walid), Sanam

Afrashteh (Mouna)

Trailer