Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
Es ist sicher ein kühnes Unterfangen, die Geschichte des Murat Kurnaz, des „deutschen Taliban“ nicht als knallharten Politthriller, sondern als erstaunlich leichtherzige Tragikomödie zu erzählen. Obwohl die Geschichte bereits stark medialisiert worden ist, schafft es Regisseur Andreas Dresen, sie noch einmal ganz neu und vor allem originell aufzurollen. Es darf gelacht und geweint werden, und der Film ist im besten Sinne populäres Kino mit viel Empathie für seine Figuren. Da ist einmal das exzellente Drehbuch und da ist vor allem Meltem Kaptan, die mit überwältigender Präsenz und erdigem Alltagswitz ihr Kinodebüt gibt und dafür gleich mal mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde.
Murat ist weg. Inhaftiert im US-Gefangenenlager Guantanamo. Rabiye Kurnaz, Bremer Hausfrau und liebende Mutter, versteht die Welt nicht mehr. Sie geht zur Polizei, informiert Behörden und verzweifelt fast an ihrer Ohnmacht, bis sie den zurückhaltenden, besonnenen Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke findet. Nun kämpfen die extrovertierte Mutter und der stille Jurist Seite an Seite für die Freilassung von Murat. Papier ist geduldig, Rabiye ist es nicht. Eigentlich möchte sie nur zurück zur Familie in ihr Reihenhaus und wird doch immer wieder in die Weltgeschichte katapultiert. Sie zieht mit Bernhard bis vor den Supreme Court nach Washington, um gegen George W. Bush zu klagen. Bernhard gibt dabei auf sie acht und sie bringt ihn zum Lachen. Mit Herz und Seele. Und am Ende geschieht, was niemand mehr für möglich hält.
Credits
2022 | Deutschland, Frankreich
R: Andreas Dresen
B: Laila Stieler
K: Andreas Höfer
D: Meltem Kaptan (Rabiye Kurnaz), Alexander Scheer (Bernhard Docke), Charly Hübner (Marc Stocker), Nazmi Kirik (Mehmet), Sevda Polat (Nuriye)