Of Fathers & Sons - Die Kinder des Kalifats
Um die Lebenswelt eines Dschihadisten einzufangen, gab sich der im Berliner Exil lebende Filmemacher Talal Derki bei der Rückkehr in sein Geburtsland Syrien als Kriegsfotograf aus, der die salafistische Ideologie gutheißt. Zweieinhalb Jahre lang begleitete er den glühenden Islamisten Abu Osama, einen Mitbegründer der al-Nusra-Front, der seinen Söhnen von klein auf militantes Gedankengut vermittelt. Dabei entstand ein hoch spannendes Dokument, das einen seltenen Blick auf eins der zentralen Themen unserer Zeit wirft. Der Film erhielt 2018 unter anderem den Grand Jury Prize des Sundance Filmfestivals, den Deutschen Dokumentarfilmpreis und eine Nominierung für den Dokfilm-Oscar.
In einem zerstörten Dorf, mitten in Syrien, leben der Minensucher Osama und seine Familie. Der jüngste Sohn ist noch nicht einmal zwei Jahre alt, und doch versucht der Vater, ihm Sprüche aus dem Koran beizubringen. Die Frauen sind nie zu sehen. Derkis Beobachtung gilt vor allem den Kindern. Wie sie Bomben aus harmlosen Chemikalien bauen, zwischen zerstörten Panzern und Ruinen im Staub spielen, sich prügeln und zur Strafe vom Vater kahl geschoren werden. Es gibt kein Spielzeug, kein Fernsehen. Nur die mal strenge, mal liebevolle Hand des Vaters und natürlich die allgegenwärtige Liebe zu Gott. Besonders erschütternd sind die Bilder aus einem IS-Ausbildungscamp, das die kaum 6-Jährigen absolvieren müssen. Trauma ist ein Wort, das man in diesem Teil der Welt nicht kennt.
Credits
2017 | Deutschland, USA, Syrien, Libanon, Niederlande, Katar
R + B: Talal Derki | K: Kahtan Hassoun
Trailer