Eldorado

95 Minuten | FSK 6

Noch ein Dokumentarfilm über Flüchtlinge? ELDORADO unterscheidet sich von thematisch ähnlich gelagerten Filmen: Zum einen weitet Markus Imhoof (MORE THAN HONEY) die Perspektive in die Vergangenheit: 1945 nahmen seine Eltern das italienische  Flüchtlingskind Giovanna bei sich auf. Es ist diese ganz persönliche Geschichte, die den heute 76-Jährigen dazu bewegt hat, mit ELDORADO ein dokumentarisches Essay zu drehen, in dem er die Erfahrungen heutiger Flüchtlinge mit seinen eigenen Erinnerungen zusammenbringt und dieser Aufhänger entpuppt sich mehr und mehr als fruchtbare und spannende dramaturgische Triebfeder. Zum anderen dringt er tiefer in die Strukturen und Zusammenhänge ein. Zum Beispiel zwischen einem Freihandelsabkommen der EU mit Afrika und zwei afrikanischen Milchkühen, die ihren Besitzer (der freiwillig zurückkehrte und seine, vom Schweizer Staat erhaltene, Starthilfe in Kühe investierte) wegen EU-subventionierter Milchlieferungen in Afrika nun nicht mehr ernähren können und er über einen erneuten Fluchtversuch nachdenkt. Oder den Flüchtlingslagern und der Mafia, die hier für Dumpinglöhne Arbeitskräfte für die Tomatenernte abzieht. Imhoof verfolgt die Wege der Flüchtlinge von Schiffen und ­Rettungsbooten über die Erstaufnahme und -versorgung zu notdürftigen Unterkünften und Lagern, in denen keine Kameras erwünscht sind, er also nur heimlich mit der Handykamera drehen kann.

Ein unaufgeregter, nüchterner Film, der ungemein aufwühlt und uns Zuschauer*innen – ohne zu moralisieren – in die Pflicht nimmt für die Schicksale der Flüchtenden.

Credits

2018 | Schweiz, Deutschland

R+B: Markus Imhoof | K: Peter Indergand
 

Trailer