Ende der Schonzeit
Und noch so eine vielversprechende Regiedebütantin: Franziska Schlotterer siedelt ihr großartig besetztes Drama vor dem historischen Hintergrund des 3. Reiches an und verzichtet dabei gezielt auf die visuellen Klischees, mit denen die Zeit des Nationalsozialismus üblicherweise ins Bild gefasst wird. Ihr geht es in ihrem aufrüttelnden, spannenden Film primär darum, die Auswirkungen politischer und gesellschaftlicher Machtstrukturen auf das Leben und Denken des Einzelnen innerhalb einer eng verbundenen Dorfgemeinschaft aufzuzeigen.
Emma und Fritz führen seit 10 Jahren eine wortkarge, aber gut eingespielte Ehe, die bislang kinderlos geblieben ist, was im Dorf bereits zu Gerede führt. Als Fritz im Wald den Juden Albert aufgabelt, der vergeblich versucht, über die nahegelegene Grenze in die Schweiz zu flüchten, nimmt er ihn kurzentschlossen mit nach Hause und versteckt ihn in seiner Scheune. Vielleicht tat er das auch aus Anstand, aber Alberts Notlage und die Macht, die der Bauer dadurch über ihn erlangt, eröffnen Möglichkeiten, die abgewogen und ausgenutzt werden wollen. Albert soll Emma begatten, die damit zunächst keineswegs einverstanden ist, aber bald schon Gefallen an der sexuellen Geschicklichkeit des Gastes findet, was das emotionale Machtgefüge innerhalb der Dreierkonstellation natürlich massiv verkompliziert.
Credits
2012 | Deutschland, Israel
R: Franziska Schlotterer | B: Gwendolyn Bellmann & Franziska Schlotterer | K: Bernd Fischer | D: Jochen Wagner (Fritz), Brigitte Hobmeier (Emma), Christian Friedel (Albert), Thomas Loibl (Walter), Rami Heuberger (Avi), Max Mauff (Bruno)