In Zeiten des abnehmenden Lichts

101 Minuten | FSK 0

Es wäre ein Leichtes gewesen, sich über diese Menschen zu erheben, sich über ihren Glauben an ein im Untergang befindliches System lustig zu machen. Doch gerade die Tatsache, dass Geschonneck und Kohlhaase einen Ton wählen, der die Agonie der DDR zwar schonungslos aufzeigt, dabei aber dennoch voller Sympathie für die Menschen bleibt, ohne sie zu verklären, macht den Film so stark. Denn nicht nur ein gescheitertes System ging im Herbst 1989 zu Ende, sondern auch eine Idee, ein Ideal.

Ost-Berlin im Frühherbst 1989. Wilhelm Powileit, hochdekoriertes SED-Parteimitglied und Patriarch der Familie, wird 90 Jahre alt. Für die DDR, in die er 1952 aus dem mexikanischen Exil zurückkehrte und die er aus Überzeugung mit aufbaute, naht der 40. Geburtstag. In seiner Villa, die pikanterweise einst einem Nazibonzen gehörte, empfängt er seine Gäste: zahlreiche Parteifreunde, die dem alten Herrn für seine jahrelangen Verdienste einen weiteren Orden verleihen, Jungpioniere, seinen Stiefsohn Kurt, der lange Jahre in Gefangenschaft in Sibirien verbracht hat und dort seine russische Frau Irina kennenlernte. Auch Kurts Schwiegertochter Melitta ist zu Gast. Allein ihr Mann Sascha fehlt aus Gründen, die dem Jubilar so lange wie möglich verschwiegen werden: Er hat in der Nacht Republikflucht begangen und die sich auflösenden Grenzen des Ostblocks genutzt, um sich in den Westen abzusetzen. Wie ein Damoklesschwert hängt die Flucht Saschas über den Feierlichkeiten und mit ihr das nahende Ende eines ganzen Staates.

Credits

2017 | Deutschland

R: Matti Geschonneck
B: Wolfgang Kohlhaase nach dem Roman von Eugen Ruge
K: Hannes Hubach
D: Bruno Ganz (Wilhelm Powileit), Hildegard Schmahl (Charlotte Powileit), Sylvester Groth (Kurt), Genia Dodina (Irina)

Trailer