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Ein Blick zurück: Kampf um Zuschüsse II

Angestoßen durch Projekte des Stadtjugendrings und der Fachhochschule für Sozialpädagogik zog seit Ende der 1970er Jahre eine Gruppe damals noch wirklich junger Cineasten mit einem geliehenen 16mm-Projektor durch Esslinger Kneipen und Gemeindehäuser und gründete im Frühjahr 1981 den Verein „Initiative für ein Kommunales Kino Esslingen e.V.“ Ziel war es, Räumlichkeiten für einen dauerhaften Kinobetrieb zu finden. Die Mitschriften der Kulturausschusssitzungen aus dieser Zeit protokollieren die politischen Grabenkämpfe vom ersten Antrag der SPD, Gelder für den Aufbau eines Kommunalen Kinos in Esslingen bereitzustellen, bis zur ersten, eher symbolischen, finanziellen Anerkennung. Nach zweijähriger Debatte wurde ein einmaliger Zuschuss in Höhe von 3.000,- DM gewährt, von dem sich der Verein einen gebrauchten 16mm-Filmprojektor kaufen durfte. Im gleichen Jahr wurde erneut ein SPD-Antrag beraten und abgelehnt. Erst ein alternativer Antrag der FDP konnte eine knappe Mehrheit im Gemeinderat erringen: Von den ursprünglich 50.000.- DM waren allerdings nur 10.000.- DM übriggeblieben. Doch unsere Vorkämpfer:innen waren schon viel weiter. 1982 wurde das Untergeschoss im ehemaligen Gewerkschaftshaus in der Kanalstraße angemietet und der Versammlungsraum in Eigenarbeit zum Kino umgestaltet. Ein regelmäßiger Kinobetrieb wurde aufgenommen.

Die Verwaltung und Teile des Gemeinderats blieben indes höchst wachsam. Jahr für Jahr stellten die Kinomacher:innen Zuschussanträge, Jahr für Jahr wurden diese nicht im Planansatz berücksichtigt (die momentane Haushaltslage lasse eine institutionelle Förderung nicht zu, der Verein solle mit kostendeckenden Eintrittspreisen arbeiten, überhaupt sehe man keine Notwendigkeit für ein Kommunales Kino, wo im CVJM und den Jugendhäusern doch genügend gute Filme gezeigt würden etc.) Jahr für Jahr wurden aber irgendwie doch ein paar Mark lockergemacht. 1987 bezog das Koki nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats die neuen Räumlichkeiten im Lorchareal und erhielt eine professionelle Projektionstechnik. Erst Anfang der 1990er Jahre allerdings – das politische Klima in der Stadt hatte sich grundlegend geändert – wurde der Schritt von der Projektförderung zur institutionellen Dauerförderung vollzogen und der frisch gewählte OB Bauer sprach 1991 bei der Eröffnung des 1. Esslinger Stummfilmfestes stolz von „unserem Koki“. (Wir haben uns übrigens sofort stillschweigend nach 10 Jahren von dem ungeliebten Kürzel I.f.e. (Initiative für ein), auf das Stadtverwaltung und Gemeinderat immer bestanden haben, vor unserem Namen getrennt.)

Endlich angekommen!? Das Zittern um Zuschüsse war damit keineswegs beendet. Haushaltssperren und nachträgliche Kürzungen von bereits bewilligten und verplanten Geldern standen auf der Tagesordnung, auch wenn sie meist in letzter Sekunde irgendwie abgewendet werden konnten. 2006 wurde unser Zuschuss nach einem wetterbedingt katastrophalen Kino auf der Burg erhöht und erst 12 Jahre später wurden wir erneut vorstellig. Im Dezember 2020 wurde dann nach gut zwei Jahren Debatten und Verschiebungen ein Antrag auf Erhöhung der Zuschüsse für 2020/2021 mit einer hauchdünnen Mehrheit bewilligt. Und 2022 sind wir wieder auf den Stand von vor 16 Jahren zurückgeworfen worden, müssen rund 85% unseres Haushaltsvolumens selbst erwirtschaften! Da hilft – wenn überhaupt – nur noch eine ordentliche Portion Galgenhumor und für eine kurze Zeitspanne unser Förderverein! Und Sie! Indem Sie uns ganz oft besuchen (sich dabei nicht nur gut unterhalten, sondern by the way noch was für Ihre kulturelle Bildung tun) oder flugs Mitglied werden (wenn Sie es nicht schon längst sind!) oder neue Mitglieder werben.