Amour fou

96 Minuten | FSK 6

Jessica Hausners Film ist klug, eigenwillig, formal brillant, gewitzt, herrlich spöttisch, toll ausgestattet und wartet mit großartigen Dialogen auf, die mit wunderbarem Gespür für die unfreiwillige Komik im epochentypischen Empfindungspathos geschrieben wurden.

In den Salons der Romantik genießt der Dichter Heinrich von Kleist einen zweifelhaften Ruf. Der Melancholiker, dessen begnadete Dichtung seiner Zeit stets zu tief auf den Zahn fühlte, empfindet das Leben hauptsächlich als Schmerz. Sein größter Wunsch ist es, mit einem geliebten Menschen gemeinsam aus dem Leben zu gehen. Doch seine Cousine Marie weigert sich partout einzusehen, dass die Seelenverwandtschaft beider sozusagen offensichtlich ist und lässt sich trotz all seiner Bemühungen das Sterben nicht schön reden. Doch dann trifft der Dichter auf Henriette Vogel, eine zarte, schöne Ehefrau und Mutter. Heinrich ahnt, dass Henriette ebenso einsam ist wie er und in ihrem wohlgeordneten Leben eine seltsame Entbehrung spürt. Während aus Frankreich eine Welle der Demokratisierung über den preußischen Hierarchien zusammenbricht, kommen sich Heinrich und Henriette langsam näher. Heinrich hofft darauf, dass Henriette der Liebe wegen die Sicherheiten ihres Lebens aufgeben will, und ist enttäuscht, dass sie vor allem aus Angst vor einer nicht zu diagnostizierenden und möglicherweise todbringenden Krankheit Gefallen am Sterbeangebot des Verliebten gefunden hat.

Credits

2014 | Österreich, Luxemburg, Deutschland

R+B: Jessica Hausner  |  K: Martin Gschlacht  | D:  Birte Schnöink (Henriette), Christian Friedel (Heinrich), Stephan Grossmann (Friedrich Louis Vogel), Sandra Hüller (Marie), Holger Handtke (Arzt), Katharina Schüttler (Sophie), Gustav Peter Wöhler (Hypnotiseur)

Trailer