Vergiss mein nicht
VERGISS MEIN NICHT ist ein sehr einfühlsamer, respektvoller Film über die an Alzheimer erkrankte Mutter des Regisseurs. David Sieveking will ihr ein Denkmal setzen und leistet etwas, wozu Gretel Sieveking nicht mehr in der Lage war: Erinnerungsarbeit. Auf diese Weise entdeckt er zahlreiche Facetten einer überaus aktiven und politisch engagierten Frau, die er zuvor als Sohn schlicht nicht wahrgenommen hat. Trotzdem macht er den Zuschauer zwangsläufig zum Voyeur, weil er intimste Details über jemanden preisgibt, der nicht mehr versteht, was das bedeutet, der nicht einmal einschätzen kann, dass er gerade die Hauptfigur in einem Kinofilm wird.
Als sein Vater Malte, ein ehemaliger Mathematikprofessor, dringend eine Auszeit braucht, übernimmt David für einige Wochen die Pflege seiner Mutter Gretel. Mit dem Einverständnis der Familie dokumentiert er diese Zeit mit seiner Kamera: David ist plötzlich Sohn, Betreuer und Dokumentarfilmer in einer Person. Ein Ausflug zu Gretels Schwester wird zur emotionalen Reise in die Familiengeschichte. Nach und nach lernt David das Leben seiner Mutter besser kennen und entdeckt ihre rebellisch-politische Vergangenheit. Wie ein Puzzle setzt er das beeindruckende Leben einer Frau zusammen, die Sprachwissenschaftlerin, Frauenrechtlerin, Revolutionärin, Lehrerin, Ehefrau und Mutter war. Als David zusammen mit Gretel in die Schweiz fährt, um Malte aus seinen Ferien abzuholen, recherchiert er auch dort weiter. Hier hatten seine Eltern in den 1970er Jahren gelebt.