Zeit der Kannibalen

97 Minuten | FSK 12

Johannes Nabers Regie bleibt eher unauffällig und lässt den grandiosen Schauspielern viel Platz, die pointierten, bösen Dialogsätze genussvoll in den Raum zu stellen. Auf brillante Weise seziert Stefan Weigls Drehbuch die Abgründe des modernen Kapitalismus, stochert genüsslich in Wunden rum. So treffend ist das, so präzise gespielt, so kompromisslos, dass man an Theaterstücke von Harold Pinter denken muss.

Die Unternehmensberater Frank Öllers und Kai Niederländer reisen seit Jahren um die Welt, treffen in immer gleich aussehenden Konferenzräumen auf Kunden unterschiedlicher Art, denen sie die immer gleichen Vorschläge machen. Die Abende verbringen sie in Hotelzimmern, möglichst weit weg von den dreckigen, verkommenen Hauptstädten der so genannten Dritten Welt. Privatleben existiert, wenn überhaupt, dann nur am Telefon. In diese Welt tritt Bianca März, eine junge Kollegin, die noch so etwas wie Ideale hat, die glaubt, mit ihrer Arbeit die Welt verändern zu können. Angesichts von Öllers und Niederländers Zynismus stockt ihr der Atem: Witze über Bürgerkriege, Terroranschläge und Witwenverbrennungen sind an der Tagesordnung, für die Ereignisse der echten Welt interessiert man sich schon längst nicht mehr. Doch während draußen die Explosionen eines Bürgerkriegs näher kommen, sorgen sich Öllers und Niederländer in den klimatisierten Räumen ihres Hotels um ihre Zukunft: Ihre Firma soll verkauft werden ...

Credits

2014 | Deutschland

R: Johannes Naber | B: Stefan Weigl | K: Pascal Schmit | D: Devid Striesow (Frank Öllers), Sebastian Blomberg (Kai Niederländer), Katharina Schüttler (Bianca März), Romesh Ranganthan (Singh), Steve Ellery (John Schernikau), Jaymes E. Butler (Vincent Akume), Florence Kasumba (Florence), Carlos Lobo (Johns Manager)

Trailer