Nebraska

115 Minuten | FSK 6

NEBRASKA ist ein elegantes, wunderbar gespieltes und bebildertes Roadmovie, das ein sich sehr fremd gewordenes Vater-Sohn-Gespann auf eine 1.500 Kilometer lange Reise schickt, und das großartig ausbalanciert ist zwischen leiser Komik und warmherziger Melancholie. Alexander Payne (ABOUT SCHMIDT, THE DESCENDANTS) findet hier Gelegenheit, sich einmal mehr als genauer Chronist der amerikanischen Provinz zu zeigen, eines auf ernüchternde Weise sozial abgehängten Teils Amerikas. Er, der selbst aus dieser Gegend stammt, wählt einen lakonischen Tonfall, den die harten, spröden Schwarz-Weiß-Bilder ins Melancholische kippen lassen. Payne leiht sich diese Grundstimmung von einem historischen Vorbild, das seinerseits eine doppelte Verlusterfahrung thematisierte. Peter Bogdanovichs Die letzte Vorstellung war ein Abgesang auf das klassische Hollywood-Kino und eine zutiefst verunsicherte Jugend. Indem Payne mit Bruce Dern und Stacy Keach nun zwei New-Hollywood-Veteranen vor der Kamera zusammenbringt, erweist er ebenfalls einem vergangenen Kino Referenz. Gleichzeitig beschreibt Nebraska aber ein Amerika, dessen Freiheitsmythos einst konstitutiv war, sich in weiten Teilen der Bevölkerung aber ins Gegenteil verkehrt hat. Die Orte, die der Film aufsucht, markieren wie schon einmal 150 Jahre zuvor verlassene Außenposten der Zivilisation. Die desolate Weite dieser Landschaft verfügt über keine Vergangenheit mehr und auch keine Zukunft.

Der kauzige Woody Grant ist davon überzeugt, eine Million Dollar gewonnen zu haben. Dass der vermeintliche Gewinn bloß ein billiger Reklametrick ist, will der alte Herr unter keinen Umständen glauben. Seine Gattin oder die beiden Söhne können noch so sehr auf ihn einreden, der Alte bleibt stur und macht sich eben alleine zu Fuß auf den weiten Weg von Billings in Montana nach Lincoln in Nebraska, um das schöne Geld zu kassieren. Mehrmals wird er am Highway von der Polizei aufgegriffen. Seine exzessive Trinker-Karriere hat Spuren hinterlassen, Woody leidet an ersten Anzeichen von Demenz. Weil er seinen Plan partout nicht aufgeben will, willigt sein gutmütiger Sohn David schließlich ein, seinen Vater mit dem Auto ans Ziel zu chauffieren. Unterbrochen wird die Reise in dem einsamen Kaff Hawthorne, in dem Woody aufgewachsen ist und wo die beiden ungleichen Männer auf Familie und alte Freunde treffen, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen haben ...

Credits

2013 | USA

R: Alexander Payne | B: Bob Nelson | K: Phedon Papamichael | D: Bruce Dern (Woody Grant), Will Forte (David Grant), June Squibb (Kate Grant), Bob Odenkirk (Ross Grant), Stacy Keach (Ed Pegram), Mary Louise Wilson (Mrs. Grant), Rance Howard (Onkel Ray), Angela McEwan (Peg Nagy), Devin Ratray (Cole)   

Trailer