Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

118 Minuten | FSK 0

Caroline Link (NIRGENDWO IN AFRIKA, DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT) versteht es, Judith Kerrs autobiografischen Roman so zu inszenieren, dass er sowohl für Kinder wie für Erwachsene funktioniert. Sie hütet sich davor, die Fluchtgeschichte der Kempers allzu eng mit heutigen Flüchtlingsgeschichten zu assoziieren, verzichtet auf Naziaufmärsche oder Hitleransprachen und beobachtet die historischen Geschehnisse konsequent aus der Sicht der 9-jährigen Anna. Unterstützt von einer brillanten Schauspielerriege entsteht eine dichte, warmherzige Inszenierung.

Wie das berühmte autobiografische Kinderbuch von Judith Kerr aus dem Jahr 1971 setzt der gleichnamige Film 1933 in Berlin ein, kurz bevor der Wahlerfolg der NSDAP den berühmten Theaterkritiker Alfred Kerr (der im Film unter dem Namen Arthur Kemper geführt wird) zur Flucht zwingt. Der Film beschreibt den Weg der jüdischen Familie in die Schweiz, nach Paris und schließlich den Aufbruch nach England. Das zunehmende Grauen in Deutschland wird bei dieser Reise ins Exil zwar an keiner Stelle gezeigt, hallt jedoch zu jedem Moment in der Familie wider: als vage Stimmung der Bedrohung, als Ungewissheit, was als Nächstes kommt, als verschlüsselte Postkarte aus der Heimat oder, im Falle der neunjährigen Anna und des zwölfjährigen Max, als andauerndes Heimweh und das Gefühl, erwachsener sein zu müssen, als man eigentlich ist.

Credits

2019 | Deutschland

R: Caroline Link | B: Caroline Link, Anna Brüggemann, Michael Gutmann nach dem Roman von Judith Kerr | K: Bella Halben | D: Riva Krymalowski (Anna), Oliver Masucci (Arthur), Carla Juri (Dorothea), Justus von Dohnányi (Onkel Julius), Marinus Hohmann (Max)

Trailer