Gelobt sei Gott

138 Minuten | FSK 6

Unser Filmtipp: François Ozons kluger, sachlicher und schmerzhafter Film verkneift sich jegliche antikatholische Polemik, entwickelt eine emotionale Wucht, der man sich nicht entziehen kann und ist zudem ein Plädoyer für Mut und Zusammenhalt.

Das Bestechende am 20. Film (!) Ozons ist die Eleganz und Dynamik, mit der er Menschen und Milieus porträtiert und die indi­viduellen Zerreißproben der Betroffenen und ihrer Familien, die juristischen Winkelzüge, das Auf und Ab der Stimmungen zu einem romanhaft anmutenden, allgemeingültigen Gesamtbild verdichtet. Ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury auf der Berlinale 2019.

François Ozon beleuchtet in seinem neuen Film sehr präzise die Vorgeschichte der noch laufenden Verfahren gegen Priester Bernard Preynat, der von Beginn der 1970er bis in die späten 1980er Jahre Dutzende Pfadfinder missbraucht haben soll, und gegen dessen (inzwischen zurückgetretenen) Dienstherren Kardinal Barbarin. Als Alexandre, ein gut katholischer, großbürgerlicher Familienvater, erfährt, dass Preynat trotz seit langem bekannter Verfehlungen immer noch der Umgang mit Kindern erlaubt wird, schreibt er Kardinal Barbarin persönlich an. Er findet Gehör, aber keinerlei Verständnis. Alexandres Zähigkeit führt zur Gründung des Vereins, zu dessen Wortführer der hitzköpfige François wird. Und erst als sie sich an die weltliche Justiz wenden und Öffentlichkeit herstellen, kommen die Dinge in Bewegung.
 

Credits

GRÂCE À DIEU
2019 | Frankreich, Belgien

R+B: François Ozon
K: Manuel Dacosse
D: Melvil Poupaud (Alexandre Guérin), Denis Ménochet (François Debord), Swann Arlaud (Emmanuel Thomassin), Éric Caravaca (Gilles Perret)

Trailer