Capernaum – Stadt der Hoffnung
Die Inszenierungskunst von CAPERNAUM (eine Beschreibung biblischen Ursprungs, die sich vor allem im Arabischen und Französischen als Bild für einen Ort voller Chaos und Unordnung etabliert hat) besteht nicht einfach im Abfilmen lebensnah gestellter Situationen an Originalschauplätzen mit gut gecasteten (Laien-)Darstellern. Der vielfach preisgekrönte Film entfaltet mal eine fiebrige Intensität, mal Bilder von stiller Poesie. Er klagt an, ist wütend, bestürzend, entfaltet eine ungemeine emotionale Kraft.
Wie alt er genau ist, weiß keiner, vielleicht zwölf, schätzt der Arzt. Trotzdem ist Zain wegen eines Mordes im Gefängnis gelandet. Vor Gericht verklagt er seine Eltern dafür, dass sie ihn in die Welt gesetzt und damit zu einem Leben im Elend verurteilt haben. Zains herzzerreißende Geschichte entfaltet sich in langen Rückblenden: Schon früh musste er als eines von viel zu vielen Kindern lernen, sich auf den Straßen eines Beiruter Armenviertels durchzuschlagen. Als seine jüngere Schwester zum Preis von ein paar Hühnern mit dem Vermieter verheiratet wird, hält er es nicht mehr aus und haut ab. In der illegal im Libanon lebenden Äthiopierin Rahil lernt er eine warmherzige Frau kennen, die ihn bei sich aufnimmt und ihm trotz eigener Armut eine Zeitlang so etwas wie ein Familienleben mit Nähe und Liebe kennenlernen lässt. Doch als sie eines Tages nicht mehr auftaucht, muss er sich auch noch um Rahils kleinen Sohn Yonas kümmern, der jedoch bald die Gier von Menschenhändlern erregt.
Credits
2018 | Libanon, USA
R + B: Nadine Labaki
K: Christopher Aoun
D: Zain Al Rafeea (Zain), Yordanos Shiferaw (Rahil), Boluwatife Treasure Bankole (Yonas), Kawthar Al Haddad (Souad), Fadi Yousef (Selim)