Der Affront

109 Minuten | FSK 12

 

 

 

Unser Filmtipp: Ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Partei zu ergreifen, werden die gefährlichen Mechaniken von Eskalationsspiralen offengelegt und gezeigt, wie aus (religiösem) Fanatismus, oberflächlichen Verallgemeinerungen, Vorurteilen und von Emotionen gesteuerten Diskursen ein wahrlich explosives Gemisch entstehen kann. Großes Kino!
 

Ein Gerichtsthriller, der in den Händen Ziad Doueiris zu einer klugen, tiefenpsychologischen Auseinandersetzung mit dem unverarbeiteten Trauma des Libanons wird. Und sicherlich auch mit seinen eigenen Geistern, denn der 1963 in Beirut geborene Regisseur hat den Bürgerkrieg am eigenen Leib erlebt, bevor er in die USA ging. In seinem fesselnd inszenierten und perfekt besetzten Film, der mit einigen Überraschungen aufwartet, dreht sich schließlich alles um die Aufarbeitung jener "hohen emotionalen Belastung", wie es mehrfach heißt, die beide Protagonisten zu ihrem Handeln trieb.

Scheinbar harmloser Auslöser eines Nachbarschaftstreits ist ein kaputtes Abfussrohr auf dem Balkon des libanesischen Christen und Nationalisten Toni, aus dem Schmutzwasser auf den palästinensischen Flüchtling Yasser tropft. Der repariert das Rohr eigenmächtig, woraufhin Toni, der Palästinenser hasst, die Konstruktion zerschlägt, was ihm wiederum zwei gebrochene Rippen einbringt. Einige Eskalationsstufen später hat sich aus dem Streit ein Gerichtsverfahren von nationaler Tragweite entwickelt.

 

Credits

2017 | Libanon, Frankreich

R: Ziad Doueiri | B: Ziad Doueiri, Joelle Touma | K: Tommaso Fiorilli | D: Adel Karam (Tony Hanna), Kamel El Basha (Yasser Abdallah Salameh), Camille Salameh (Wajdi Wehbe), Diamand Bou Abboud  (Nadine Wehbe)

Trailer