Utoya 22. Juli

98 Minuten | FSK 12

Drei strenge ­Prämissen hat sich der Regisseur auferlegt: Der Massenmörder ­Anders Behring Breivik wird weder namentlich erwähnt noch im Bild gezeigt. Die Figuren des Films basieren nicht auf realen Personen, sondern sind Verdichtungen auf der Grundlage von Gesprächen, die mit Überlebenden geführt wurden. Die Ereignisse auf der Insel werden nach einer Exposition in 72 qualvollen Echtzeitminuten in einer einzigen Einstellung geschildert. Es geht also darum, die Situation der Opfer unmittelbar erfahrbar zu machen, ihre Überraschung, ihre Ahnungslosigkeit. Zugleich will Poppe nicht das Risiko eingehen, den Täter potenziellen Nachahmern auch nur ansatzweise »cool« erscheinen zu lassen. Breiviks Motive bleiben ebenso im Dunkeln wie sein Vorgehen. Präsent ist er nur akustisch, im nervenaufreibenden Stakkato seines Dauerfeuers. Wir begleiten Kaja (fulminant gespielt von der jungen Andrea Berntzen) ins Zeltlager, wo es ein Streitgespräch mit ihrer Schwester Emilie und danach mit einigen anderen Jugendlichen eine Diskussion über die Explosion in Oslo gibt. Schon fallen auf Utøya irgendwo die ersten Schüsse, verzweifelte Teenager laufen um ihr Leben, und für Kaja beginnt die Dauerflucht vor den rechts und links einschlagenden Kugeln des Killers.

Kann und darf man ein solches Massaker verfilmen? Wo liegt der Fokus? Auf den privaten Geschichten, in die das Böse blitzartig einschlägt oder auf einer radikal reduzierten und stilisierten subjektiven ­Erfahrung?

Credits

2018 | Norwegen

R: Erik Poppe | B: Anna Bache-Wiig, Siv Rajendram Eliassen | K: Martin Otterbeck | D: Andrea Berntzen (Kaja), Aleksander Holmen (Magnus), Brede Fristad (Petter)

Trailer