Auf der Suche nach dem letzten Juden in meiner Familie
Dass sein Großvater 1942 in Buchenwald ermordet wurde, erfuhr Peter Haas als Kind. Sein Vater schwieg meistens und kann sich bis heute an fast nichts erinnern. In seiner Familie gab es keine Familienfeste, keine Goldene Hochzeit, keine Einladung zum 80. Geburtstag. Ihn hat der jüdische Großvater jedoch nie wieder in Ruhe gelassen, und so hat er sich auf die Suche gemacht, nach dem letzten Juden in seiner Familie. In Archiven haben Haas und seine Partnerin Silvia Holzinger das Leben des Großvaters vor 1933 rekonstruiert. Peter Haas wollte, dass auch seine Cousinen und Cousins diesen Großvater anders kennenlernen und hat versucht, ihn in die Familie zurückzuholen.
Der dabei entstandene Film dokumentiert scheinbar unvereinbare Positionen, die das Monströse erahnen lassen, welches bis heute auf uns wirkt. Erzählt wird keine lineare Geschichte, der Film porträtiert seine Protagonisten weitgehend unkommentiert, indem er ihren Widerstand, die Widersprüche, ihre Einfälle wie ihre Vorstöße zuläßt. Eine deutsche Familie beginnt offen über ihre Herkunft nachzudenken und gelangt zu verblüffenden Einsichten zu Deutschland und den Deutschen, ohne erneut die Einteilung in Opfer und Täter zu strapazieren. Es gelingt ihr, ein Stück Vater-Land für sich zurück zu gewinnen.
Credits
2013 | Deutschland, Österreich
R, B+K: Peter Haas + Silvia Holzinger