Safari

91 Minuten | FSK 0

Im Reisebericht „Die grünen Hügel Afrikas“ beschreibt der leidenschaftliche Jäger Ernest Hemingway seine ausgedehnten Pirschgänge durch Tansania. An einer Stelle wird er von einer Zufallsbekanntschaft gefragt, warum er als Dichter einer derart vulgären Tätigkeit nachgeht. Hemingways typisch lakonische Antwort sagt alles und nichts: „Es gefällt mir.“ Ulrich Seidl will es genauer wissen – und richtet seinen empathisch sezierenden Blick auf deutsche und österreichische Jagdtouristen in Afrika. Wie schon in Seidls Tierische Liebe geht es darum, wie der Mensch das Tier zum Objekt seiner unbefriedigten Bedürfnisse macht. Und wie in Import/Export wird Erfüllung in der Fremde gesucht, dort, wo man sein Zivilisationskorsett ein wenig lockern kann.

Inhalt: Jagd, das ist für die „Safari“-Urlauber in erster Linie ein Abenteuerspiel: ausspähen, anschleichen, auflauern. Fast wirken die Hobbyjäger wie Kinder, wenn sie im aufgeregten Flüsterton ihre nächsten Schritte planen, und die kargen Weiten Südafrikas und Namibias erscheinen als übergroßer Sandkasten – aber das Anvisieren und Abdrücken, das Töten also, ist unleugbar die Angelegenheit Erwachsener. Mehrfach verfolgt Wolfgang Thalers Kamera den Pirschzyklus und seine Nebenwirkungen. Das Wild kommt erst als „verendetes Stück“  ins Bild, bei dessen Anblick sich die Jäger dann in die Arme fallen als hätten sie eine Katastrophe überlebt. Seidl zeigt auch die penible Inszenierung der Trophäenfotos und lässt die Touristen in frontal gefilmten Dialogpassagen sich rechtfertigen. Ihre "Argumente" scheinen sie dabei selbst nicht so richtig zu glauben.

Credits

2016 | Österreich

R: Ulrich Seidl | B: Ulrich Seidl + Veronika Franz

 

Trailer