Frau in Gold

107 Minuten | FSK offen

Exzellentes, berührendes europäisches Erzählkino mit hinreißender Besetzung (allen voran die Schauspiellegende Helen Mirren, Meisterin der Nuancen und sparsamen Gesten), großartiger Ausstattung und einer spannenden Story, die sehr sogfältig einen der spektakulärsten Restitutionsfälle von NS-Raubkunst in Österreich aufrollt – einen acht Jahre dauernden Kampf, der letztlich beim Obersten Gerichtshof der USA endete.

Im Nachlass ihrer Schwester Luise findet Maria Altman Ende der 1990er Jahre Unterlagen, die ihren Anspruch auf fünf Klimt-Gemälde von unschätzbarem Wert – darunter das titelgebende Porträt ihrer Tante Adele Bloch-Bauer – untermauern könnten. Sie überredet den jungen, unerfahrenen Anwalt Randal Schoenberg sich des Falles anzunehmen, hofft, dass sein Name dem Enkel des Komponisten Arnold Schönberg in Wien Türen öffnen wird. Randal wiederum besteht darauf, dass die alte Dame mit ihm zusammen nach Wien reist, denn nur in der Donaumetropole, wo das legendäre Gemälde in der Galerie im Schloss Belvedere hängt, können sie hoffen, weitere Spuren zu finden, um ihren Rechtsstreit voranzutreiben. Für die Jüdin Maria, die 1938 zusammen mit ihrem Mann aus Österreich geflohen ist und die seither in den USA lebt, ist ein Besuch ihrer alten Heimat undenkbar. Doch zu viel steht auf dem Spiel und so ringt sich die resolute, schlagfertige Witwe dazu durch, den jungen Anwalt zu begleiten. Freilich zeigt sich die österreichische Regierung wenig kooperativ. Lediglich der fachkundige Journalist und Verleger Hubertus Czernin (freuen Sie sich auf den sich rar machenden Daniel Brühl) steht ihnen als Verbündeter zur Seite. Gleichzeitig überwältigen Maria die Schatten der Vergangenheit. Eine Odyssee beginnt, die sich über Jahre hinzieht und das ungleiche Duo bis vor den Obersten Gerichtshof in Amerika führt.   

Hintergrund: Hinter den Begrifflichkeiten „Kunstraub“ bzw. „Raubkunst“ stecken zahlreiche Mechanismen. Die Enteignung von Kunst- und Kulturobjekten wurde durch Verordnungen und NS-Gesetze geregelt und über eine Reihe von Organisationen und Einrichtungen vollzogen: Beschlagnahmungen durch die Gestapo oder den Wiener Magistrat, Verhängung von Ausfuhrsperren durch die Denkmal- und Finanzbehörden oder erzwungene Verkäufe zu Schleuderpreisen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Wege des Entzugs von Kunstgegenständen und wegen der Vielzahl an involvierten Akteuren ist es oftmals schwierig, die Spuren der entzogenen Gegenstände bis heute nachzuzeichnen. Rückforderungen von Opfern oder deren Erben wurden von den Kunstinhabern, zumeist staatlichen Museen oder Sammlungen, jahrzehntelang abgewiesen oder ignoriert, die Republik Österreich spielte auf Zeit. Erst 1998 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Rückgabe von enteigneter Kunst an ihre rechtmäßigen Besitzer oder Erben ermöglichen soll, doch auch dieses beinhaltet – wie der Film zeigt – reichlich Fallstricke für die Klagenden.

Credits

2014 | USA, Großbritannien

WOMAN IN GOLD | R: Simon Curtis | B: Alexi Kaye Campbell nach einer Idee von Maria Altmann & E. Randol Schoenberg | K: Ross Emery | D: Helen Mirren (Maria Altmann), Ryan Reynolds (Randol Schoenberg), Daniel Brühl (Hubertus Czernin), Katie Holmes (Pam Schoenberg), Elizabeth McGovern (Richterin Florence Cooper), Jonathan Pryce (Oberster Bundesrichter Rehnquist), Tom Schilling (Heinrich), Moritz Bleibtreu (Gustav Klimt)

Trailer