In ihrem Haus

106 Minuten | FSK 12

Dieser vielschichtige, von François Ozon einmal mehr so leichthändig inszenierte und großartig besetzte Genrezwitter ähnelt in einem Moment noch einer eleganten Kunstsatire, erscheint schon in der nächsten Szene als doppelbödig erzählter Psychothriller und könnte zum Sozialdrama, zum Melodram, zur Komödie oder zur Romanze werden. Zu den großen visuellen Spektakeln des derzeitigen Kinoprogramms bildet er ein wichtiges Gegenstück, zeigt er doch, dass auch die „schnöde“ 2D-Projektion sich in einer dritten Dimension entfalten kann – wenn man den Kopf des Zuschauers mitrechnet.

Literaturlehrer Germain ist frustriert von den nichtssagenden Aufsätzen seiner Oberklassenschüler zum Thema Freizeit und entdeckt dann doch wider Erwarten eine Perle. Es ist der glänzend geschriebene Text des stillen Hinterbänklers Claude, der über eine herausragende Beobachtungsgabe verfügt und beschreibt, wie er den ganzen Sommer über von einer Parkbank aus das Haus seines Mitschülers Rapha beobachtete und sich schließlich dessen Vertrauen erschlichen hat, um Raphas typischer Mittelstandsfamilie näher zu kommen. Der Text endet mit einem aufreizenden „Fortsetzung folgt!“. Germain und seine Frau Jeanne sind sofort angefixt und der Lehrer wird mehr und mehr zu Claudes persönlichem Coach, kritisiert und ermutigt ihn und löst damit Ereignissen aus, die bald nicht mehr zu kontrollieren sind ... 

Credits

2012 | Frankreich

DANS LA MAISON | R+B: François Ozon nach Juan Mayorgas Theaterstück „The Boy in the Last Row“ | K: Jérôme Alméras | D: Fabrice Luchini (Germain), Ernst Umhauer (Claude Garcia), Kristin Scott Thomas (Jeanne), Emmanuelle Seigner (Esther), Denis Ménochet (Rapha)

Trailer