Baldiga - Entsichertes Herz
Mo | 11.11.2024 | 20.45 UhrAls Jürgen Baldiga 1979 aus der Provinz in das promiske und politisierte West-Berlin floh, spürte er, dass er angekommen war. Baldiga stürzte sich in das schwule Leben der Stadt, das er als Fotograf dokumentierte. Nachdem er selber an HIV erkrankte, wurde das Leben mit der Krankheit zentrales Thema seiner Arbeit.
Baldiga arbeitet zunächst als Koch und Sexarbeiter, begann aber bald zu schreiben. Sein eigentliches Genre wurde die Fotografie. Die Berliner Tuntenszene, schrill, unangepasst, enorm kreativ, fand in ihm ihren Chronisten. Baldigas Bildbände sind Zeitkapseln der queeren Vielfalt, die sich durch einen mutigen Umgang mit Erotik bis an die Grenze zur Pornografie auszeichnen.
Seine Tagebücher, unzählige Fotos und Super-8-Filme machen die Doku von Markus Stein zu einer dichten Zeitreise in die queeren 80er. Die brutale Zäsur, die HIV bedeutete, hat Baldiga wie kaum ein anderer festgehalten und beschrieben. Er selber war früh infiziert, 1993 wählte er den Freitod. Sein Leben und Werk zeigen wie mutig, konsequent und im besten Sinne provokant queeres Leben damals verstanden wurde.
- Holger Starzmann -
Credits
2024 |
Deutschland
Regie: Markus Stein
Buch: Markus Stein, Ringo Rösner
Kamera: Florian Lampersberger
Darstellende: Thomas Braungardt (Freier), Jannis Veihelmann (Jürgen Baldiga, jung)